Jubiläum in der Zwangspause

Wir müssen ab heute leider wieder eine Zwangspause einlegen und werden auch vorerst kein To Go mehr anbieten.
Wir hatten letzte Woche so große Hoffnung, heute und die Ostertage wieder öffnen zu können, leider steigen die Zahlen jedoch so hoch an, dass es sogar eine Ausgangssperre gibt.

Ich wollte nie die Politik mit einbeziehen, nach den neusten Entwicklungen sehe ich aber keine andere Möglichkeit mehr.

Ich habe einfach nur ein paar Fragen an unsere Regierung:

  • Warum dürfen Gäste Speisen und Getränke nur ein paar Meter weiter an einer öffentlichen Bank oder Mauer verzehren, nicht aber bei uns im Garten? Dort draußen wird nicht nach jedem Besuch desinfiziert, schon gar nicht werden Kontaktdaten erfasst oder Abstände eingehalten. Pro Tag sitzen bis zu 30 verschiedene Gruppen an diesen Plätzen!
  • Warum darf man nach Mallorca fliegen, aber nicht im eigenen Land Urlaub machen? Das ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht für uns Gastronomen und Hotelliers, sondern eher 20 Bauchschläge mit zusätzlichem Würgen und anschließendem Wegziehen des Bodens unter den Füßen!
  • Warum wird darüber diskutiert, ob Ärzte impfen dürfen?
  • Warum müssen wir dafür büßen, dass ihr so versagt habt beim Impfen?
  • Wisst ihr eigentlich, dass viele meiner Mitarbeiter nicht mehr wissen, wie sie ihre Wohnungen fürs Studium finanzieren sollen oder, dass sie darauf gesetzt hatten ihren Führerschein mit dem Lohn zu finanzieren?
  • Wozu haben wir uns aufwendige Hygienekonzepte überlegt und umgesetzt, die uns zum Teil 300€ pro Woche gekostet haben? Nicht zu vergessenen der Mitarbeiter, der zusätzlich notwendig war und am Tag 90€ kostete.
  • Warum wurde uns im Oktober geraten, ein Zelt zu kaufen, das wir gerade mal eine Woche nutzen durften, bis der 2. Lockdown plötzlich verkündet wurde? Das Geld hätte ich für Pachtzahlungen gebrauchen können.
  • Jetzt wollt ihr noch eine Vorzeigepflicht von negativen Tests? Das bedeutet ja, dass man erstmal einen Termin an einer der öffentlichen Stellen bekommen muss und den Aufwand über sich ergehen lassen muss. Alternativ kann man einen eigenen mitbringen, der aktuell mindestens 5€ kostet. Wie Herr Spahn so schön gesagt hat: „Dann ist eben vor jedem Restaurant ein Zelt, in dem man sich testen lassen kann … man kann ja schon mal ein Getränk zu sich nehmen“. Damit er mal in der Realität ankommt, bieten wir Herrn Spahn gerne ein Praktikum bei uns an, so dass er das mal einen Tag lang ausprobieren kann. Trinkgeld darf er behalten.
  • Wie soll ein Betrieb, der wie meiner von der Saison lebt, dieses Jahr noch ein Winterpolster erwirtschaften, wenn sich das alles noch bis in den Sommer zieht? Sollen wir dann in 3 Monaten erwirtschaften, was wir sonst in 10 tun? Mit DEN Auflagen?
  • Warum bekomme ich seit Januar keine Hilfen, die doch so großzügig versprochen wurden? Seit Januar bezahle ich meine Fixkosten aus Reserven!
  • Wie soll man von Hilfen, wenn sie endlich mal ankommen, leben können, die nur maximal 90% der Fixkosten abdecken? Wo sind die restlichen 10% und wie stelle ich Essen auf den Tisch?

Für manche könnte jetzt die Antwort lauten: „Warum macht ihr nicht einfach alles zum Mitnehmen?“
Aufgrund des fehlenden Ambientes wird erwartet, dass die Preise reduziert werden. Wir haben allerdings die gleichen Kosten, ob To Go oder geöffnet für sitzende Gäste. Das Personal ist da und die Gemeinkosten laufen weiter. Bei Speisen zum Mitnehmen fehlt uns der Gewinn, den wir an Getränken machen, beim Kuchen zum Mitnehmen fehlt der Kaffee, an dem wir Gewinn machen. Es hat sich leider gezeigt, dass wir insgesamt Verlust damit machen.
Wenn ich nicht vor einiger Zeit einen wirklich guten Teilzeit-Job im Büro gefunden hätte, der mich privat und auch das Café gerettet hat, wären wir schon längst gescheitert.

Wir bitten um Verständnis, dass wir erstmal kein Risiko mehr eingehen und erst wieder öffnen, wenn wir eine vernünftige Perspektive sehen.

An dieser Stelle möchten wir uns auch bei allen bedanken, die uns unterstützt haben und immer wieder bestellt haben. Das hat uns sehr berührt und motiviert. Viele haben uns auch total liebe E-Mails und Nachrichten zukommen lassen, die mich dazu gebracht haben niemals aufzugeben. Danke!!

Am 1. April 2021 haben wir unser 4. Jubiläum. Leider können wir es nicht mit euch feiern.

Traurige Grüße aus Monreal
Eure Erika